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Wie das Model Jill Kortleve internationale Runways aufräumt

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Wie das Model Jill Kortleve internationale Runways aufräumt

To start with: warum nicht „Plus­-Dimension-­Model“ gemeinsam aus dem Trend­-Wörterbuch kil­len? Der Begriff, der jahrzehntelang schöne Kurven von der streitbaren Körpernorm der Modeindustrie abgrenzen sollte, ist nicht erst seit Jill Kortleve völlig out. Welchen Begriff wir stattdessen benutzen können? „XXL­Model“? No approach. Tyra Banks’ Begriff der „Actual Dimension“? Lieb gemeint. „Curvy Model“? Meinetwegen. Wie wäre es am Ende einfach mit „Model“? Funktioniert zumindest immer, wenn jemand wie Jill Kortleve auf namhaften internationalen Runways läuft – auch ohne Dimension Zero. Doch ob­ wohl eine neue Era von Fashions heran­ wächst, die bewusst Haltung zeigt und zu ih­ren Körpern steht, müssen wir zugeben, dass der Großteil der Modeindustrie vor allem auf dem Laufsteg diesbezüglich noch starke Defi­zite aufweist.

Das weiß auch Jill Kortleve. Die 27­-jährige Niederländerin, die 2019 von Rihanna für ihre Lingerie-­Kollektion gebucht wird, sagte in der Sonderausgabe der „i­D“, dem „Rihannazine“, No. 1 2020, dass sie sich der Requirements der Modebranche durchaus bewusst sei, sie selbst aber danach strebe, diese Requirements zu er­weitern. Und voilà, dafür tut die Niederländerin einiges: Zusammen mit ihrer besten Freundin, die Jill am Anfang als Model entdeckt und un­ter Vertrag nimmt, macht sie die Amsterdamer Model-­Agentur The Motion, die sich fernab der Norm aufstellt, bekannt. Auf Instagram gilt sie mit ihren 157ok Followern als eine der wich­tigsten Physique­-Neutrality­-Aktivistinnen der Bran­che. Dort wirkt sie echt und selbstironisch. Ne­ben sinnlichen und glamourösen Fotos von sich und ihren Freund*innen, zeigt sie ihren kreativen Sinn für Humor. Auf einem Bild stellt sie sich neben ihre schwangere Freundin und schreibt darunter: „Guess who’s preggo and who simply must take an enormous shit?“

Mit Natürlichkeit und Charme auf das Cowl der „Vogue” – und den Laufsteg von Chanel

Jill Kortleve (Instagram: @jillatequila) sorgt mit ihrer unverschämten Natürlichkeit und unge­schönten Persona bei den einen für Aner­kennung, bei den anderen für reges Aufsehen. Aber beides mit Erfolg! Schon kurz nachdem ihre Freundin sie 2016 entdeckt, wird sie von Manufacturers wie Nike und Diesel gebucht. Es folgen Aufträge von Excessive­-Trend-­Labels wie Alexan­der McQueen, dessen Kampagnengesicht sie 2019 wird. Im gleichen Jahr ist Jill zum ersten Mal auf nahezu jedem SS 2020 Laufsteg der New Yor­ker Trend Week zu sehen. Der ab­solute Höhepunkt kommt dann 2020, als sie auf der Pariser Trend Week als das erste „Curvy Model“ seit Crystal Renn ein Jahrzehnt zuvor für das sonst so traditionelle Modehaus Chanel läuft. Aber Jill bleibt auf dem Boden. Damals kann sie das alles kaum fassen, schreibt sie auf ihrem Instagram-­Kanal. Als sie Anfang des Jahres dazu noch auf dem Cowl der französischen „Vogue“ erscheint, flippt sie unter einem Put up völlig aus: „Ich dachte nie­mals, dass ich ein Model werde – und schon gar nicht auf dem Cowl einer ,Vogue‘!“ Heute ist sie mit der niederländischen September­ 2020 ­Ausgabe der „Vogue“ sogar auf zwei Covern des Modemagazins zu sehen.

Auch Jill Kortleve struggle skinny, um Model sein zu können

Wir wollen euch jetzt aber nicht weiter mit der Batterie an internationalen Manufacturers nerven, die Jill für sich gewinnen konnten. Fest steht: Jill Kortleve ist ein internationales Topmodel und dazu ein verdammt guter Mensch. Ein Mensch, der viel Glück hatte, wie sie selber dem „Rihan­nazine“ verrät, und dafür einen schwierigen Weg hinter sich bringen musste. Denn auch Jill struggle früher mal skinny, um Model sein zu kön­nen. Im gleichen Interview erzählt sie, wie sie gegen ihren natürlichen Körperbau ange­kämpft hat: „Als ich als Model zu arbeiten be­gann, zwang ich mich dazu, Straight Dimension zu sein. Ich struggle mir selbst nicht treu und tat viele Dinge, mit denen ich nicht einverstanden struggle. Und ich hörte auf, viele Dinge zu tun, die ich tun wollte – ich litt seelisch. Ich hatte aufgehört, auf meinen Körper und auf mich selbst zu hören und konnte sehen, wie unglücklich ich struggle. Ich hatte das Glück, nie eine Essstörung gehabt zu haben, aber ich sehe überall um mich herum Mädchen und Jungs, die eine haben. Es ist auf jeden Fall wichtig, darüber zu reden. Es ist immer noch ein Tabu. Aber Fashi­on ist ein solches Vorbild für Menschen auf der ganzen Welt, additionally ist es wichtig und intestine, dass die Branche sich ändert.“

Wir glauben an Jill als Vorbild und freuen uns auf noch mehr junge Fashions, die fernab von veralteten Ansprüchen der Trend­Industrie etwas weit Wichtigeres finden als die „richti­ge“ Kleidergröße: nämlich zu sich selbst und damit zu der einzigen Größe, die am Ende zählen sollte.

Textual content: Naya Bindzus // Fotos: Ferry van der Nat

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